Vorwort
1. Die verbreitete falsche Deutung des Opfers Christi
2. Der wahre Sinn des Opfers Jesu Christi - unsere Buße
3. Der wahre Sinn des Opfers Jesu Christi - die Sühne für unsere Schuld
4. Der Einflussbereich des Teufels
5. Zusammenhang des Opfers Jesu mit den Opfern im alten Testament
6. Einwand: Wohin mit der Sünde? Der Lohn der Sünde ist der Tod - sie muss Vergeltung empfangen
7. Einwand: Wenn der Gottesfürchtige und Gläubige des AT das Gesetz halten und somit seine Seele erretten konnte, wozu dann die Erscheinung Jesu Christi?
Vorwort
In vielen evangelikalen Bewegungen ist heute ein verdrehtes oder falsches Verständnis des Opfers Jesu Christi, genauer seiner erlösenden Wirkung, verbreitet. Es wird zu einer Art automatischen Schuldtilgung umgewandelt. So behaupten manche, wir seien schon allein aufgrund seines Opfers ohne die Buße und das reumütige Herz, welche notwendig sind für die Vergebung, gerechtfertigt vor Gott. Das falsche Verständnis gründet sich also in der Behauptung, dass die Rechtfertigung des Menschen durch das Opfer Jesu unabhängig von der Buße und dem Hinwenden zu Gott schon gegeben ist. Dagegen geht aus dem Wort Gottes klar hervor, dass die Begnadigung und Vergebung Gottes, und somit auch unsere Rechtfertigung, erst erlangt wird, wenn wir die Notwendigkeit dieses Opfer für uns erkennen und es mit Buße und der Abkehr von aller Sünde annehmen. Es gibt daher keine Rechtfertigung ohne eine persönlich empfangene Vergebung Gottes. Will uns aber jemand vorwerfen, wir würden eine Art Selbsterlösung verkündigen, so trifft es nicht zu. Denn wir bekennen, dass niemand außerhalb des Glaubens an Jesus Christus errettet werden kann (Apg.4,12), und niemand einen anderen Grund für die Wohlgefälligkeit vor Gott legen kann außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus (1.Kor.3,11).
1. Die verbreitete falsche Deutung des Opfers Christi
Viele berufen sich auf Jesaja 53, oder auch 1.Pet.2,24 und einige andere Stellen, die wir noch genauer betrachten werden, und behaupten: Jesus Christus ist das von Gott vorherbestimmte Opferlamm. Er kommt in die Welt und nimmt die Sünde aller Menschen auf sich und trägt sie auf das Kreuz hinauf. Dort trifft ihn der Zorn Gottes - Gott kann in Seiner Heiligkeit keine Sünde dulden und muss ihn richten. Jetzt - durch das Opfer dem Zorn Gottes Genüge getan, und Christus an unserer Stelle bestraft - nimmt Gott alle, die zu ihm kommen, an und vergibt ihnen. Hiernach hat Gott also Christus töten müssen, um uns vergeben zu können. Doch dies ist eine verdrehte Sicht.
2. Der wahre Sinn des Opfers Jesu Christi - unsere Buße.
Jesus Christus ist das von Gott vorherbestimmte Opferlamm. Er kommt in die Welt, wo Er die Sünde der Menschen auf sich nimmt, was nicht buchstäblich zu verstehen ist, weil sodann alle Menschen sündlos geworden wären. "Sünde auf sich nehmen" versteht sich als freiwillig auf sich genommene Qual und Leiden, welche Er von uns Sündern erduldet hat, um uns zur Erkenntnis unserer Verdorbenheit und Sündhaftigkeit und somit zur Buße zu führen, wodurch unsere Sünde dann auch genommen sein würde. Und nicht Gott ist es, der ihn am Kreuz zerschlägt, sondern der vom Teufel beherrschte Mensch, den Gott hier gewähren lässt. Der Herr offenbart es bei seiner Gefangennahme:
"Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen, und ihr habt keine Hand an mich gelegt; aber dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis" (Lukas 22,53)
Davon zeugt auch die Apostelgeschichte (Apg. 2,23-24). Petrus spricht zum damaligen Volk der Juden:
"denselben (Christus), nachdem er aus bedachtem Rat und Vorsehung Gottes übergeben war, habt ihr genommen durch die Hände der Ungerechten und ihn angeheftet und erwürgt. Den hat Gott auferweckt ..."
"Der Gott unserer Väter hat Jesum auferweckt, welchen ihr (Juden) erwürgt habt und an das Holz gehängt" (Apg. 5,30)
Der Herr ist also hingegeben worden, damit die Sünde des Menschen offenbar werde, und damit Gott hingegen Seine Langmut, Liebe und Macht in seiner Auferstehung erzeige. Wenn nun mit Jesaja 53,5 eingewendet wird, die Kreuzigung Jesu sei im sprichwörtlichen Sinne die Strafe Gottes an seinem Sohn gewesen, - siehe: "Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt", - so wäre eine solche Deutung dieses Verses aus der Sicht der eben genannten Bibelstellen eine Vergewaltigung des Evangeliums. Die wahre Bedeutung dieser "Strafe" stellt keineswegs ein tatsächliches Gericht Gottes gegen Christus dar. Unter der "Strafe" ist im übertragenen Sinne nur der ihm auferlegte Leidensweg um der Errettung unserer Seelen willen zu verstehen. Das macht auch schon der Vers davor (Jes. 53,4) deutlich:
"Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre"
Man hat Ihn damals also nur irrtümlicherweise für "von Gott geschlagen" gehalten. In Wahrheit ist es aber der Ratschluss Gottes gewesen, Christus der menschlichen Willkür auszuliefern. Denn Gott hat von vorn herein gewusst, dass der sündige Mensch Ihn hinrichten würde. Dass Er "unsre Krankheit getragen" und "unsre Schmerzen auf sich geladen hat", verdeutlicht sein Leiden aufgrund unserer Sünde. Geistlich gesehen, ist Sünde - Krankheit, und sie bringt Schmerzen. Er, der Reine, erniedrigt sich und leidet schuldlos unter unserer menschlichen Krankheit, auf dass sie aufhöre. Übereinstimmend hiermit redet auch das Neue Testament:
"Denn Er (Gott) hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gottes Gerechtigkeit würden" (2.Kor. 5,21)
Was ja keinesfalls bedeutet, dass Er dadurch wirklich zur Sünde geworden ist, wie es manche missverstehen. "Christus zur Sünde machen" heißt, Ihn durch den sündigen Menschen so zu erniedrigen, als ob Er ein Sünder wäre, damit der Mensch über seine eigene Sünde erschrickt, sie verabscheut und auf diese Weise Gnade findet bei Gott. Demnach ist auch die verbreitete Deutung falsch, dass Gott sich von Christus aufgrund der auf Ihm im Augenblick der Kreuzigung liegenden Sünde abgewandt haben soll. Nach dieser Deutung hat Christus am Kreuz gerade deswegen folgenden Satz ausgestoßen: "... Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Mark. 15,34). Doch dieses Denken verzerrt ebenso die Gerechtigkeit Gottes. Denn Gott kann den Sündlosen nicht strafen! Das "Verlassen-werden von Gott" versteht sich hier als die "Wegnahme seiner schützenden Hand", so dass die Finsternis, wie gesagt, unserem Herrn hat nach dem Leben greifen können. Nicht umsonst ist der Teufel in den Judas gefahren, als dieser im Begriff war Jesus Christus zu verraten (Joh.13,27). Denn in seiner Weisheit hat Gott diesen Gräuel zugelassen, damit Christus durch die Auferstehung über den Teufel und die Bosheit triumphiere. Schließlich liegt ja alles Geschehen in den Händen Gottes, so dass auch der Teufel nur das tun kann, was Gott ihm erlaubt. Aus diesem Grunde spricht Jesaja: "Aber der Herr wollte ihn (Christus) also zerschlagen mit Krankheit..." (Jes.53,10). Würden wir dagegen annehmen, Gott selbst habe Christus in seinem Zorn am Kreuz zerschlagen, so wäre es kein Triumph, keine Siegesbotschaft mehr. Über wen hätte dann Christus triumphiert?!
Mit der erörterten Fehldeutung des Opfers Jesu hängt auch die verkehrte Behauptung zusammen, Christus sei an unserer Stelle, oder stellvertretend für uns gestorben. Hiernach habe Gott angeblich, als Er Christus hingerichtet hat, unsere Sünde in Ihm bestraft, weil sie ja sprichwörtlich auf Ihn gelegt worden sei. In diesem Ereignis vollziehe sich daher eine vom Menschen unabhängige Hinwegnahme seiner Sünde. Hier stellt sich erneut die Verfälschung der Lehre vor unsere Augen, die zum Gedanken einer automatischen Sündenvergebung führt.
Erstens. Christus ist nicht an unserer Stelle, sondern für uns gestorben. Der Sinn seines Leidens liegt eben nicht darin, in einem Augenblick all die Sünden der Menschheit, für diese noch unbewusst, einfach so hinweg zu nehmen, indem Er selbst hierfür verurteilt wird. Denn gemäß dieser Logik dürfte es dann auch, wie gesagt, keine Sünde mehr in der Welt geben. Aus diesem Grund können die folgenden Aussagen der Schrift nicht so verstanden werden, als sei die Sünde des Menschen bereits genommen bzw. buchstäblich vor 2000 hinaufgetragen worden, so dass er dadurch schon gerechtfertigt und freigesprochen ist!:
"welcher unsere Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, auf daß wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben; durch seine Wunden seid ihr heil geworden" (1.Pet.2,24)
"... der Herr warf unser aller Sünde auf Ihn" (Jes. 53,6)
Die Stellen sagen einfach aus, dass Jesus Christus das Böse der Welt und hierdurch auch das Leiden hat erdulden, sprich auf sich nehmen müssen, damit wir der Sünde "absterben" - also uns zu Ihm hinwenden und Buße tun. Denn es steht auch geschrieben, dass das Blut Jesu "vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden" (Mt.26,28). Das Ziel seines Opfers ist also nicht die "juristische Wegnahme" unserer Schuld gewesen, sondern die Vergebung dieser infolge unserer Buße. Denn die Schrift lehrt ja grundsätzlich, dass die Errettung durch die Vergebung und daher durch die Bekehrung und Buße geschieht:
"...und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk, das da ist in Vergebung ihrer Sünden" (Lk. 1,77)
"...und predigen lassen in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden unter allen Völkern und anheben zu (anfangen in) Jerusalem" (Lk. 24,47)
Zudem würde sich eine Wegnahme der Sünde mit der Vergebung derselben gegenseitig ausschließen. Denn wenn die Sünde "weggenommen" ist, wozu muss sie dann noch vergeben werden?
Zweitens. Wenn Christus wirklich an unserer Stelle sterben würde, so würde Gott unsere Sünden überhaupt nicht mehr heimsuchen, schließlich soll Er sie ja ein für alle Mal in Christus heimgesucht haben. Jedoch werden selbst Gläubige (ganz zu schweigen von den Ungläubigen, die ein Gericht zur Verdammnis erwartet) für ihren Wandel und nicht ausgeräumte Sünden zur Rechenschaft gezogen:
"Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit ein jeglicher empfange, je nachdem er gehandelt hat im Leibe, es sei gut oder böse" (2.Kor. 5,10, siehe auch: 1.Pet.1,17)
Aus diesen Gründen lesen wir auch nirgends in der Schrift, dass Er stellvertretend oder an unserer Stelle gestorben sei, sondern wir lesen überall, dass Er für uns, bzw. für unsere Sünde gestorben ist. Zum Beispiel:
"Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß Er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben" (Joh. 3,16)
Ebenso: "Der sich selbst für unsre Sünden gegeben hat, daß Er uns errette von dieser gegenwärtigen, bösen Welt..." (Gal. 1,4)
Auch: "Der sich selbst für uns gegeben hat, auf daß er uns erlöste von aller Gesetzlosigkeit und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das fleißig wäre zu guten Werken" (Titus 2,14)
Das Opfer ist somit keine automatische Schuldtilgung. Die Schuld wird erst getilgt, wenn dieses Opfer uns zur Gesinnungsänderung bewogen hat.
Fassen wir zusammen:
Zum einen ist also das Opfer Christi notwendig für die Offenlegung der Menschensünde:
"Das ist aber das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse" (Joh. 3,19)
Ebenso: "...das tat Gott und sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündlichen Fleisches und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch" (Röm. 8,3)
Das heißt, dass durch die Erscheinung und den Kreuzestod Seines Sohnes unsere Sünde, der zu Folge wir Christus ungerecht verurteilt und hingerichtet haben, offengelegt und somit verdammt worden ist. Hier ist wiederum nicht gemeint, dass Gott seinen Sohn aufgrund der auf Ihn geladenen menschlichen Sünde verdammt hat, wie es häufig falsch aufgefasst wird.
Zum anderen ist dieses Opfer als ein Beweis der Liebe und Gerechtigkeit Gottes den Menschen gegeben:
"Welchen (Christus) Gott hat vorgestellt zu einem Gnadenstuhl (bzw. Sühnopfer) durch den Glauben in seinem Blut, damit er die Gerechtigkeit, die vor ihm gilt, darbiete in dem, daß er Sünde vergibt, welche bisher geblieben war unter göttlicher Geduld" (Röm. 3,25)
Sühnopfer bedeutet auch - Opfer der Versöhnung. Gott möchte also eine Versöhnung mit dem Menschen.
Zum dritten, ist durch das Opfer des Herrn Jesus die Auferstehung, und somit die Gewissheit des Einganges in den Himmel für den Gläubigen geoffenbart:
"Weil wir denn nun, Brüder, die Freimütigkeit haben zum Eingang in das Heiligtum durch das Blut Jesu, 20. welchen er uns bereitet hat als einen neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang, das ist durch sein Fleisch" (Heb. 10,19-20)
So sind wir also durch dieses Opfer aufgerufen mit Buße und Hinwenden zu Gott unsere Sünden zu tilgen:
"Gott aber, was Er durch den Mund aller Seiner Propheten zuvor verkündigt hat, daß Christus leiden sollte, hat´s so erfüllt.
19. So tut nun Buße und bekehret euch, daß eure Sünden getilgt werden ..." (Apg. 3,18-19)
Hier erwidern manche: "Ihr wollt Euch selbst erlösen bzw. loskaufen durch eure Buße - wozu denn noch das Sühnopfer? Der Vorwurf trifft natürlich nicht zu, denn wir haben weiter oben die erlösenden Aspekte des Opfers Christi bereits gezeigt. Dennoch beinhalten folgende, z.T. schon genannte Aussagen der Bibel zum Erlösungswerk Jesu in der Tat noch einen tieferen Sinn, als allein die Offenlegung unserer Sünde und den Aufruf zur Buße. So z.B. auch diese Verse:
"...das ist Gottes Lamm, welches die Sünde der Welt hinwegnimmt!" (Joh. 1,29)
"welcher (Christus), sintemal er ist der Glanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort und hat gemacht die Reinigung unsrer Sünden durch sich selbst..." (Heb.1,3)
Neben der oben erläuterten erlösenden Bedeutung des Opfers Jesu sprechen also diese Stellen über eine unabhängig vom Menschen bewirkte Sühne, bzw. Reinigung, unserer Schuld durch seinen Tod. Diese sühnende Wirkung des Erlösungswerkes Jesu wollen wir im nächsten Kapitel betrachten.
3. Der wahre Sinn des Opfers Jesu Christi - die Sühne für unsere Schuld.
Worin besteht nun die von Gott ausgehende Sühne für unsere Sünden? Wie geschrieben steht:
"Und Er (Christus) ist die Sühnung für unsre Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt" (1.Joh. 2,2).
Die Sühne besteht darin, dass durch das Opfer Jesu Christi der Teufel vom Himmel gestürzt worden ist. Der Teufel hat die Schuld des Menschen ausgenutzt, um ihn vor Gott anzuklagen und somit seinen Anspruch auf die Menschenseele geltend zu machen. Christus hat den Tod überwunden und den Ankläger gestürzt, womit der Himmel für uns geöffnet worden ist:
"Nachdem nun die Kinder Fleisch und Blut haben, ist er dessen gleichermaßen teilhaftig geworden, auf daß er durch den Tod die Macht nehme dem, der des Todes Gewalt hatte, das ist dem Teufel, 15. und erlöste die, so durch Furcht des Todes im ganzen Leben Knechte sein mußten" (Heb. 2,14-15)
Neben der wirkenden Kraft des Kreuzes Jesu, der zufolge der Gläubige vor der Furcht des Todes befreit wird, liegt also die von Gott für den Menschen eigentlich bewirkte Sühne in dem Hinauswurf des Teufels durch dasselbe Kreuz. Das hat uns Jesus Christus In seiner Predigt geoffenbart:
"Jetzt ergeht das Gericht über diese Welt; nun wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden" (Joh. 12,31-32)
"Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen" (Luk. 10,18)
Denn bis zum Kreuzestod Jesu ist das Himmlische noch anders eingerichtet gewesen, so dass der Mensch bis dahin den "Verwaltern" - Engeln - von Gott aus unterstellt worden ist:
"Sondern er (der Mensch) steht unter Vormündern und Verwaltern bis zu der vom Vater festgesetzten Zeit" (Gal. 4,2).
Darum hat auch der Teufel als ein Erzengel die Macht besessen einerseits den Menschen vor Gott anzuklagen, andererseits aber - wie er es heute auch noch tut, weil er vorzeiten in die Gesetzlosigkeit gefallen ist - zu verführen. Wobei Gott aufgrund seiner Gerechtigkeit die berechtigte Anklage ja nicht einfach so hat fallen lassen können. Die Engel Gottes haben dem Satan entgegen gewirkt (siehe der Kampf des Erzengels Michael in Dan.10,13; 20-21), indem sie den Menschen (genauer den Israeliten) vor allem Bösen zu schützen und ihn vor Gott anhand seiner Wiedergutmachungen gemäß dem Gesetz Mose zu rechtfertigen gesucht haben (Jud.1,9; Apg.7,53). Darum hat es auch Wiedergutmachungsgebote, wie z.B. Entschädigung bei Diebstahl, Zahn um Zahn, sowie auch die Opfergaben, gegeben. Aus diesen Gründen ist es noch nicht möglich gewesen, die Gnade und Vergebung nach dem Herzenszustand des Menschen in ganzer Fülle zu offenbaren. Dazu hätte erst das Himmlische verändert, sprich der Teufel gestürzt werden müssen. Dies hat Christus durch seinen Kreuzestod vollbracht und den Feind samt seiner Anklage aus dem Himmel beseitigt. Nun kann jedes aufrichtige Herz im Glauben an den Überwinder Christus in einer schlichten Buße Vergebung der Sünden erlangen, so dass hiernach keine Vergeltung mehr für die Vergangenheit befürchtet werden muss.
In diesem weiteren Sinne hat Jesus Christus also auch "unsere Sünden durch sich selbst gereinigt" (Heb.1,3), bzw. diese "hinweg genommen" (z.B. Joh.1,29). Denn Er hat ja wegen unserer Sünde den Teufel vom Himmel geworfen, weil dieser auf Grundlage all der Sünde seinen Anspruch auf uns vor Gott hat verwirklichen und somit den Himmel für uns verschlossen halten können. Darum heißt es auch, dass Christus "für unsere Sünde gestorben ist", was auch als "wegen unserer Sünde sterben" verstanden werden kann, nicht jedoch als "an unserer Stelle", wie wir es jetzt zweifelsfrei erkennen können. Somit stellt das Erlösungswerk Jesu auch aus dieser Sicht kein banales "juristisches Beseitigen bzw. Wegnehmen" unserer Schuld vor Gott dar. Doch kann nun die Sünde - Dank Christus - durch die Vergebung getilgt werden. Das ist also die unabhängig vom Menschen durch Gott bewirkte Sühne für unsere Schuld.
Warum hat die Entmachtung des Teufels im Himmel nicht anders geschehen können als nur durch das Opfer Jesu Christi? Warum hat der Herr Jesus hierfür sterben müssen?
Die Macht des Teufels über den Menschen beginnt mit dem Sündenfall im Garten Eden (1.Mose 3). Dort hat sich die Menschheit in der Person Adams dieser Macht unterworfen:
"Denn die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen, ohne ihren Willen, sondern um dessentwillen (des Teufels), der sie unterworfen hat ..." (Röm. 8,20)
Diese Unterwerfung hat, wie wir alle wissen, die Sündhaftigkeit aller Menschen zur Folge. Da nun dem Teufel vorzeiten das Recht verliehen wurde, vor Gott zu treten und den Menschen vor Ihm anzuklagen, hat er seinen Anspruch auf den Menschen vor Gott einfordern können. Das sehen wir in Hiob 1,6;8-11:
Es begab sich aber auf einen Tag, da die Kinder Gottes kamen und vor den Herrn traten, kam der Satan unter ihnen.
8. Der Herr sprach zum Satan: Hast du nicht achtgehabt auf meinen Knecht Hiob?
Denn es ist seinesgleichen nicht im Lande, schlecht und recht, gottesfürchtig und meidet das Böse.
9. Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Meinst du, daß Hiob umsonst Gott fürchtet?
11. Aber recke deine Hand aus und taste an alles, was er hat: was gilt´s, er wird dir ins Angesicht absagen?
Als nun die Versuchungen über Hiob hereingebrochen sind, wie die Geschichte weiter erzählt, gibt er letztendlich nach und begehrt gegen Gott auf. Was sagt uns das? Dass aus dem menschlichen Geschlecht niemand gefunden worden ist, der vollkommen schuldlos wäre, so dass keine Anklagemöglichkeit bestünde. Menschen haben zwar auch zu AT-Zeiten durch Glauben und Gehorsam ihre Errettung finden können. Denn Gott ist gnädig, Er sieht das Menschenherz in seiner Gesamtheit an und weiß wie viel die Anklage wirklich wiegt. Dennoch hat keiner von ihnen die Anklage durch seine Unschuld zunichtemachen und noch vor dem Erlösungswerk Jesu in den Himmel kommen können. Aus diesem Grund ist die dem Teufel in der Himmelswelt gegebene Macht vorerst ungebrochen geblieben. Übereinstimmend hiermit steht es in Offb. 5,2-6 geschrieben:
"(Ein Engel spricht:) Wer ist würdig, das Buch aufzutun und seine Siegel zu brechen?
3. Und niemand im Himmel noch auf Erden noch unter der Erde konnte das Buch auftun und hineinsehen.
4. Und ich (Ap. Johannes) weinte sehr, daß niemand würdig erfunden wurde, das Buch aufzutun und zu lesen.
5. Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der aus dem Stamme Juda ist, die Wurzel Davids, aufzutun das Buch und zu brechen seine sieben Siegel.
6. Und ich sah, und siehe, inmitten des Thrones ... stand ein Lamm, wie wenn es geschlachtet wäre ..."
Es gibt also unter den Menschen keinen würdigen - sündlosen -, der den Teufel samt seiner Anklage überwinden und das "Buch der Gerichte Gottes" hätte aufmachen können. Allein Christus - Er hat ihn überwunden. Denn alle Versuchungen des Teufels Ihm gegenüber bis hin zu seiner Kreuzigung sind erfolglos geblieben. Da aber der Teufel gewusst hat, dass Christus der Herr aller Herren und der zukünftige Weltherrscher ist, hat es aus seiner Sicht keinen anderen Weg gegeben als ihn umzubringen:
"...Und der Drache (Teufel) trat vor die Frau (Frau - geistlich das Volk der Israeliten), die gebären sollte, damit, wenn sie geboren hätte, er ihr Kind fräße. 5. Und sie gebar einen Sohn, einen Knaben, der alle Völker weiden sollte mit eisernem Stabe. Und ihr Kind wurde entrückt zu Gott (Auferstehung Jesu) und Seinem Thron" (Offb.12,4-5)
Demzufolge, als sich nun der Teufel an dem vergriffen hat, an den er - aufgrund der Sündlosigkeit Christi - kein Anrecht hatte, ist ihm sein Recht, vor Gott zu treten und anzuklagen, entzogen worden. Denn dadurch ist seine Ungerechtigkeit im Himmel vollkommen unter Beweis gestellt und er selbst auf die Erde niedergeworfen worden samt seinen Engeln:
"Und es erhob sich ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen; und der Drache kämpfte und seine Engel, 8. und sie siegten nicht, auch wurde ihre Stätte nicht mehr gefunden im Himmel.
9. Und es wurde hinausgeworfen der große Drache ..., und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen.
10. Und ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus (die Gnadenzeit), weil der Verkläger unserer Brüder hinabgeworfen ist, der sie verklagte ... vor Gott" (Offb.12,7-10)
An dieser Stelle behaupten einige Ausleger, dass das Hinabwerfen des Teufels noch in der Zukunft liege. Wann ist aber die in Vers 10 erwähnte Macht dem Christus zuteil geworden? Nicht mit Seiner Auferstehung? Gleich nach seiner Auferstehung! Sagt doch der Herr Jesus:
"...Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden" (Mt.28,18)
Somit hat der Kreuzestod Jesu Christi das Himmlische gereinigt. Dort kann es nun nichts Unreines, sprich keinen Teufel und keine Dämonen, mehr geben, wie geschrieben steht:
"Denn ... Mose ... nahm ...das Blut der Kälber und Böcke mit Wasser und Scharlachwolle und Ysop und besprengte das Buch und alles Volk. 20. 21. Und auch die Hütte und alle Geräte des Gottesdienstes besprengte er ... 22. 23. So mußten nun die Abbilder der himmlischen Dinge (die irdische Hütte) durch solches gereinigt werden; aber sie selbst, die himmlischen Dinge, müssen bessere Opfer haben als jene. 24. Denn Christus ist nicht eingegangen in das Heiligtum, das mit Händen gemacht ist, ... sondern in den Himmel selbst" (Heb. 9,19-24)
Aus diesem Grund sagt die Schrift auch, dass dem Herrn Jesus Christus im Himmel bereits alles untertan ist:
"welcher ist zur Rechten Gottes in den Himmel gefahren, und sind ihm untertan die Engel und die Gewaltigen und die Kräfte" (1.Pet. 3,22)
Um den Teufel hinabzuwerfen, ist es also notwendig gewesen, dass durch seine Hand ein Unschuldiger und Unbefleckter, sprich der Herr selbst, sein Leben verliert. Entsprechend spricht Christus über das auf ihn bevorstehende Attentat des Teufels: "Ich werde nicht mehr viel mit euch reden, denn es kommt der Fürst dieser Welt, und er hat nichts an Mir" (Joh. 14,30). Er kommt also um zu ermorden, wiewohl er aufgrund der Sündlosigkeit Christi "nichts an Ihm" hat. Erklärenderweise verkündet der Heilige Geist nach der Auferstehung Jesu die Verurteilung des Teufels:
"(Der Heilige Geist zeugt) von Gericht, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist" (Joh. 16,11)
Der Teufel hat somit aufgrund von Golgatha das Urteil, das seine Stellung vor Gott geändert hat, schon empfangen. Mit diesem Sieg hat Christus uns auch erkauft, weil Er den Teufel und die mit ihm verbundenen Gewalten entmachtet, ihre Bosheit bloß gestellt und das Reich der Himmel eröffnet hat, wie geschrieben steht:
"und Er hat ausgezogen die Fürstentümer und die Gewalten und hat sie öffentlich zur Schau gestellt und einen Triumph aus ihnen gemacht durch sich selbst" (Kol. 2,15)
Ebenfalls: "Er hat uns errettet aus der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes" (Kol. 1,13)
Jeder Glaubende findet nun Schutz im Geiste Christi vor der Finsternis, so dass der Teufel kein Anrecht auf die Seelen solcher haben kann. Da wir aber unvollkommen und vom sündigen Fleisch belastet sind, brauchen wir einen Fürsprecher vor dem Vater. Aus diesen Gründen bedeutet das Erlösungswerk gleichzeitig auch die Ablösung des alten "Fürsprechers", also des Teufels, der seine Fürsprache als Anklage missbraucht hat, durch Jesus Christus. Nun könnte man fragen, warum denn Gott den Widersacher nicht schon früher, bzw. nicht einfach so - aufgrund dessen Gesetzlosigkeit - hat vom Himmel stürzen können? Weil Gott seine Versprechen oder Verheißungen nicht bricht! Selbst auch solche, die dem ehemaligen "Engel des Lichtes", wie man ihn auch nennt, gegeben sind. Denn der Teufel ist ja nicht von Anfang an als ein finsteres Wesen geschaffen worden. Sondern er wurde von Gott eingesetzt als ein "schützender Cherub": "Du warst ein gesalbter, schützender Cherub, ja, ich hatte dich dazu eingesetzt..." (Hes.28,14). Mit den Worten "schützender Cherub" wird auf die Fürsprecherrolle, die Ihm Gott vorzeiten verliehen hat, hingewiesen. Dieser alte Fürsprecher sollte also vor Gott für den Menschen Fürsprache halten, sowie die Menschheit zur Erleuchtung führen. Doch er fiel in die Gesetzlosigkeit (Hes.28,16) und führt seit dem die Völker, dem Licht entgegengesetzt, ins Verderben. Dennoch ist er - aufgrund der Gerechtigkeit Gottes - erst durch das seine vollkommene Ungerechtigkeit beweisende Opfer Jesu als Fürsprecher verworfen worden und durch den wahren Fürsprecher - Christus - abgelöst:
"Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht mitleiden könnte mit unseren Schwachheiten, sondern der versucht worden ist in allem gleichwie wir, doch ohne Sünde" (Heb. 4,15)
Die Fürsprache ist also notwendig, denn durch unser sündiges Fleisch kann uns der Teufel versuchen, und gar verschlingen, wenn wir uns bewusst auf seine Wege verleiten lassen. Wir sind zwar geschützt durch den uns innewohnenden Heiligen Geist, der uns genauso wie Christus vor Gott vertritt, doch wenn wir übertreten, so geben wir dem Teufel Raum und können unser Heil verlieren.
"Seid nüchtern und wachet; denn euer Widersacher, der Teufel, gehet umher wie ein brüllender Löwe und suchet, welchen er verschlinge" (1.Pet. 5,8)
Für die Ungläubigen tritt Christus nicht ein. Denn obwohl die Sühne für alle Menschen gültig ist, sind es nur wenige die sie in Anspruch nehmen und umkehren. Die übrigen aber bleiben Gebundene des Teufels - sie empfangen das Gericht mit ihm.
4. Der Einflussbereich des Teufels
Der Himmel gehört also seit dem Erlösungswerk Jesu nicht mehr zum Einflussbereich des Teufels. Zu seinem Einflussbereich gehört jetzt nur die Erde und das Unterhimmlische, sowie die Hölle. Ihm bleibt also nur die Rolle des Verführers, aber nicht mehr des Anklägers vor dem Thron Gottes:
"Denn wir ... kämpfen ... mit den bösen Geistern unter dem Himmel" (Eph. 6,12)
"... nach dem Lauf dieser Welt und nach dem Fürsten, der in der Luft herrschet" (Eph. 2,2)
"... Wehe denen, die auf Erden wohnen und auf dem Meer; denn der Teufel kommt zu euch hinab" (Offb. 12,12)
"... Fürchtet euch nicht vor denen die den Leib töten, und darnach nichts mehr tun können. 5. Ich will euch aber zeigen, vor welchem ihr euch fürchten sollt: Fürchtet euch vor dem, der, nachdem er getötet hat, auch Macht hat, zu werfen in die Hölle. Ja, ich sage euch, vor dem fürchtet euch" (Lk.12,4-5)
Wir sollen uns also nicht vor dem Tod, sondern vor dem Teufel fürchten, sprich gewarnt wissen, um nicht in die Hölle mitgerissen zu werden durch seine Verführung. Im Gegenteil zu diesen Orten ist der Himmel schon durch das Erlösungswerk Jesu den Kindern Gottes bereitet:
"In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, so wollte ich zu euch sagen: Ich gehe hin euch die Stätte zu bereiten. 3. Und wenn ich hingehe euch die Stätte zu bereiten, so will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, auf daß ihr seid, wo ich bin" (Jo.14,2-3)
"Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie fressen und wo Diebe nicht nachgraben noch stehlen" (Mt. 6,20)
5. Zusammenhang des Opfers Jesu mit den Opfern im Alten Testament.
Das Darbringen der Opfer im AT zeigt allgemein, dass Sünde aufgrund der Heiligkeit Gottes nicht ohne Vergeltung bleiben kann. Diese Opfergaben sind jedoch lediglich eine Erziehungsmaßnahme auf Christus hin gewesen. Denn Gott hat den Menschen schon seit seiner Erschaffung nach dem Herzen beurteilt, und nicht nach seinen Opfergaben. Das lässt sich bereits an den Brüdern Kain und Abel erkennen. Beide haben geopfert, doch Kains Opfer hat kein Wohlgefallen vor Gott gefunden, da sein Herz sich aufgrund der Sünde verfinstert und von Gott entfernt hat (1.Mo.4,3-7). Warum hat es also dennoch Opfergaben geben müssen, wenn Gott doch das Herz unabhängig davon erkennen kann, wie wir es besonders heute in der Gnadenzeit sehen? Es ist, wie gesagt, eine Zuchtmaßnahme für die „frühe“ Menschheit gewesen, um ihr die Verantwortung gegenüber der Sünde grob bewusst zu machen. Die Opfergaben stellen daher lediglich das Mittel dar, das den Menschen durch die Sündenerkenntnis zur Gottesfurcht hat führen sollen. Denn es sind ja, wie schon erwähnt, nicht die Opfergaben selbst, sondern das auf Gott gerichtete Herz, das bei ihm Wohlgefallen findet. Durch die Opfergaben aber hat Gott den Menschen nur praktisch belehrt: „Sieh, wie du dir etwas Liebes und Nützliches vom Herzen reißen und leiden sehen musst! So würde Ich auch dich wegen deiner Sünde vom Herzen reißen und verdammen müssen! Darum sündige nicht“. So hat also der Israelit durch die Tieropfer die Sünde zu bekennen und wiedergutzumachen gelernt (3.Mo.4,1-28). Somit sind diese Opfer in dem Sinne ein Abbild des Opfers Jesu Christi, indem das Opfer Jesu in einer ähnlichen Weise zu uns redet: „Seht, wofür die Sünde des Menschen imstande ist – gar für die Ermordung des Sohnes Gottes – denn der Mensch ist in seinem Wesen ein Sünder und bedarf der Bekehrung zum Herrn von ganzen Herzen! Darum glaube an den Sohn Gottes und tue Buße“.
Die Opfer des AT hatten jedoch auch eine sühnende Eigenschaft. Nämlich indem sie das innere Bekenntnis auch äußerlich, sprich durch das Blutvergießen, zum Ausdruck gebracht haben, und auf diese Weise ein Zeugnis für die Engel gewesen sind. Denn Gott hat, wie bereits erwähnt, den Menschen des AT noch seinen Engeln als den „Vormündern und Verwaltern“ unterstellt: "Ihr (die Israeliten), die ihr das Gesetz auf Anordnung von Engel empfangen ... habt" (Apg.7,53, siehe auch Gal.4,1-5). Da nun die Engel nicht in das Herz des Menschen schauen, sondern nur seine Werke beobachten können, hat Gott äußerlich rituelle Handlungen verordnet, wie z.B. eben die Tieropfer, die die Gesinnung des Menschen den Engeln kundtun und ihn somit vor Gott rechtfertigen sollten. An dieser Stelle stellt sich die Frage, warum es durch den Tod eines Tieres und das Blutvergießen hat geschehen müssen? Äußerlich rituelle Handlungen wären ja auch ohne Blutvergießen möglich! Die Antwort ist: Es hat so geschehen müssen, weil im Blut die Seele des Lebewesens ist. Denn gleichwie Christus nach seinem Leiden in das himmlische Heiligtum eingegangen ist, so sind auch die Seelen der geopferten Tiere eine Art Zeugen in der jenseitigen Welt gewesen für die Engel. Denn die Seele stirbt ja nicht mit dem leiblichen Tod. Auf diese Weise ist also die Sünde des Menschen im AT gesühnt worden. Das ergibt folgenden weiteren Zusammenhang mit dem Opfer Jesu Christi: Gleichwie im AT durch die Opfergaben einzelne Vergehen gesühnt und die damit verbundenen Anklagen aufgehoben wurden, so hat das Opfer Jesu im Neuen Bund die feindliche Anklage ganz und gar aus dem Himmel beseitigt und uns einen Weg zur Vergebung aller Sünden geöffnet.
Nun können wir also auch aus dieser Sicht erkennen, dass es ein Irrtum ist, zu denken, dass das Opfer unabhängig vom Zustand des menschlichen Herzens Sünde hinweg nehmen kann. Darum muss das oberflächliche Verständnis der "Stellvertretungstheologen" hinsichtlich des Bildes der AT-Opfer auf das Opfer Christi verworfen werden. Ihr banales Schema, gemäß dem im AT die Menschensünde formal auf einen Ziegenbock - und im NT entsprechend auf Christus - übertragen und allein dadurch schon vor Gott gesühnt worden ist, lässt den Zustand des Herzens völlig außer Acht. Denn ohne Demut und Ehrfurcht vor Gott sind schon die Opfer des AT dem Allmächtigen nicht angenehm gewesen:
"Was soll Mir die Menge eurer Opfer? spricht der Herr. Ich bin satt der Brandopfer von Widdern und des Fetten von den Gemästeten und habe keine Lust zum Blut der Farren, der Lämmer und Böcke.
13. Bringt nicht mehr Speisopfer so vergeblich! das Räuchwerk ist mir ein Greuel!
Neumonde und Sabbate, da ihr zusammenkommt, Frevel und Festfeier mag ich nicht!
16. Waschet, reiniget euch, tut euer böses Wesen von meinen Augen, lasst ab vom Bösen.
18. So kommt denn und laßt uns miteinander rechten, spricht der Herr. Wenn eure Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden ..." (Jes.1,11;13;16;18)
"Denn du hast nicht Lust zum Opfer - ich wollte dir´s sonst wohl geben-, und Brandopfer gefallen dir nicht. 19. Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist; ein geängstet und zerschlagen Herz wirst du, Gott, nicht verachten" (Ps.51,18-19)
So ist also das Darbringen eines Opfers ohne Demütigung und Ehrfurcht Heuchelei und Entartung. Genau dieselbe Entartung haben wir in der heutigen Christenheit, wenn von der "Hinwegnahme der Sünde" durch das Opfer Jesu ohne die Buße und einen anschließenden Gehorsam geredet wird. Das Urteil ist solchen schon gesprochen: "... du hast den Namen, daß du lebst, und bist tot" (Offb.3,1). Dagegen argumentierend, versuchen die "Stellvertretungstheologen", insbesondere anhand des Hebräerbriefes, aber auch des Römerbriefes, dennoch an einer sprichwörtlichen Hinwegnahme unserer Sünde fest zu halten.
Betrachten wir in diesem Zusammenhang den Hebräerbrief
Was sagen uns die Verse?
" ... (Christus ist) nicht durch das Blut der Böcke und Kälber, sondern durch sein eigenes Blut ein für allemal in das Heilige eingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben" (Heb.9,12)
Oft hören wir seitens der genannten Theologen eine oberflächliche Erklärung hierzu: Das Opfer Christi ist bei Gott das Lösegeld für unsere Sünde, so dass Gott nach unserer Sünde nicht mehr fragt. Doch es entspricht nicht vollkommen der Wahrheit, denn wir werden, wie schon zitiert, alle für unseren Wandel Rechenschaft ablegen müssen (Röm.14,12). Das Opfer Christi ist für Gott das Lösegeld, durch welches der Verkläger vom Himmel gestürzt worden ist. Hierdurch ist uns also die Erlösung erworben worden, denn der Weg in den Himmel ist nun frei durch die Vergebung. Obwohl also von Gott aus die Erlösung für uns schon erworben ist, erfüllt sie sich jedoch im Leben eines einzelnen Menschen erst mit der Buße, wie aus den weiteren Versen ersichtlich ist:
"wieviel mehr wird das Blut Christi ... euer Gewissen reinigen von den toten Werken...!" (Heb.9,14)
Wie kann aber das Blut Christi unser Gewissen reinigen, sprich uns erlösen, ohne ein persönliches Hinwenden zum Herrn und Bekennen unserer Schuld? Darum können weder die Opfer des AT noch das Opfer Jesu Christi als formale "Schuldbeseitiger" dienen. In diesem Sinne erschließen sich auch alle weiteren, ähnlichen Verse:
"Und es wird fast alles mit Blut gereinigt nach dem Gesetz, und ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung" (Heb.9,22)
Was nicht heißen soll, der Vater habe anstatt uns den Sohn bestraft, denn dies wäre ja keine Vergebung, sondern lediglich eine Übertragung der Schuld auf jemand anders. Nein, es bedeutet, dass das Blut Christi hat fließen müssen, weil anders die Macht des Teufels über dem Menschen nicht zu brechen gewesen wäre. Ebenso wäre dem Menschen seine tiefe Verdorbenheit und sein Bedürfnis nach der vollkommenen inneren Erneuerung durch Glauben nicht bewusst zu machen. Darauf spielen auch die Opfer des AT als ein Abbild an: Erstens, Sie sind eine Zuchtmaßnahme gewesen, damit dem damaligen Menschen durch ihr Darbringen bewusst würde, dass Sünde Rechenschaft zur Folge hat, und daher ein Bekenntnis und eine Wiedergutmachung erfordert. Und zweitens, als Folge aus dem Ersten, haben sie als ein Zeugnis für die Engel Gottes eine Sühne für die jeweilige Missetat in der geistlichen Welt bewirkt. Darum führt das Blut der Opfer nur durch die hierdurch bewirkte Erkenntnis der Schuld und Sünde zur Vergebung, und nicht durch sich allein!
Ebenso: "... Nun aber, am Ende der Welt, ist Er einmal erschienen, um durch sein eigenes Opfer die Sünde aufzuheben.
28. so ist Christus einmal geopfert, die Sünden vieler wegzunehmen..." (Heb.9,26;28)
Das "Aufheben" oder "Wegnehmen" der Sünde ist hier demzufolge kein formelles Wegradieren, sondern es spielt wiederum einerseits auf das Aufheben der feindlichen Anklage an, die kraft unserer Sünde bestanden hat, und andererseits auf das Aufheben bzw. Wegnehmen der Schuld durch unsere Bekehrung zu Gott, in der bewussten Annahme Seines Opfers.
Auch: "Denn mit einem Opfer hat er für immer vollendet, die geheiligt werden" (Hebr.10,14)
Gleichermaßen spricht auch dieser Vers über eine Gesinnungsänderung, die der Mensch durch dieses Opfer in seinem Herzen erfährt. Hier ist also kein Vollenden des menschlichen Wesens gemeint, das unabhängig vom Trachten und Suchen seines eigenen Herzens geschieht. Denn wir lesen ein paar Verse weiter:
"so laßt uns hinzugehen mit wahrhaftigem Herzen in voller Gewißheit des Glaubens, besprengt in unseren Herzen und los von dem bösen Gewissen ..." (Heb.10,22)
Wann vollzieht sich die Reinigung des Herzens vom bösen Gewissen? Sie vollzieht sich, wenn der Mensch aufgrund des Blutes Christi seine Sündhaftigkeit erkennt, und durch die Buße zum Frieden mit Gott findet.
Betrachten wir in diesem Zusammenhang auch einige Stellen des Römerbriefes
Die "Stellvertretungstheologen" betrachten infolge der falschen Vorstellung einer sprichwörtlichen und vom Herzen des Menschen unabhängigen Hinwegnahme der Sünde durch die AT-Opfer, sowie das Opfer Jesu, auch die Rechtfertigung des Menschen als einen von ihm unabhängigen Akt. Dabei wird gerne auf den Römerbrief verwiesen, so z.B.:
"Wieviel mehr nun werden wir durch ihn vor dem Zorn gerettet werden, nachdem wir durch sein Blut gerechtfertigt worden sind" (Röm.5,9)
Dennoch ist hier keine Rechtfertigung gemeint, die dem Menschen unabhängig von seiner Herzensumkehr ausgesprochen wird. Denn der daraus folgende Schluss: "Schon allein das vergossene Blut ist unsere Rechtfertigung", wie man ihn häufig hört, führt in der Konsequenz zur Allversöhnung, weil man dann auch keine Buße und Bekehrung mehr benötigt - denn man ist ja schon allein durch das Blut gerechtfertigt. Welche Rechtfertigung ist dann gemeint? Gemeint ist eine Rechtfertigung, die uns berechtigt, vor Gott mit der Buße zu treten, ohne eine Vergeltung für die Vergangenheit befürchten zu müssen. Denn wenn Gott selbst Seinen Sohn nicht verschont hat, um uns zu Sich zu ziehen, wie viel mehr wird Er denen vergeben und die rechtfertigen, die Ihn aufgrund seines Opfers aufrichtig suchen? Wenn wir es aber so verstehen, als ob allein schon das vergossene Blut den Menschen unabhängig von seinem Bekenntnis und dem Hinwenden rechtfertigt, so wären alle Menschen gerechtfertigt und hätten die Vergebung. Denn wir lesen:
"Wie nun durch die Übertretung des einen die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch durch die Gerechtigkeit des einen (Christus) die Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen gekommen" (Röm.5,18)
Würden wir diesen Vers genauso oberflächlich verstehen, wie die "Stellvertretungstheologen" das obige Zitat aus Röm.5,9, so wären hiernach tatsächlich ausnahmslos alle Menschen gerechtfertigt und hätten die Vergebung! Wir wissen jedoch, dass bei weitem nicht jeder gerechtfertigt wird. Daher ist auch hier die Rede nur von der allen Menschen gegebenen Möglichkeit der Rechtfertigung in der Bekehrung zu Gott durch Jesus Christus. Im weiteren Verlauf des Römerbriefes wird diese Aussage bestätigt:
"Denn wer gestorben ist, der ist gerechtfertigt von der Sünde. 8. Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, daß wir auch mit ihm leben werden" (Röm.6,7-8)
"Sterben" bedeutet hier "Gestorben sein" für die vergängliche Welt und ihre Sünde durch den Glauben an Christus. Somit gibt es keine Rechtfertigung ohne Buße und Bekehrung.
6. Die Stellvertretungstheologen wenden ein: Wohin mit der Sünde? Der Lohn der Sünde ist der Tod - sie muss Vergeltung empfangen.
Die Aussage "denn der Lohn der Sünde ist der Tod" (Röm.6,23) wird so gedeutet, als würde Gott den Menschen schon aufgrund einer einzigen Sünde unwiderruflich verdammen, so dass Christus an unserer Stelle hat bestraft werden müssen - sonst gäbe es für uns keine Vergebung.
Solche Einwände zeugen nicht nur von einem erneuten theologischen Versuch, das Opfer Jesu dahingehend zu missbrauchen, die Menschenschuld schlicht und ergreifend für „beseitigt“ zu erklären, sie zeugen auch von mangelnder Erkenntnis des Wesens Gottes. Denn Gott begnadigt oder verdammt nicht aufgrund einzelner Werke bzw. Sünden, sondern aufgrund der Einstellung des menschlichen Herzens. So – sprich nach dem Herzen – hat Gott seine Kinder von Beginn an erwählt. Henoch, Noah, Abraham, David u.s.w. - sie alle haben ihre Makel gehabt. Doch, Gott hat ihr Herz gesehen, das Ihm geglaubt und auf Ihn gehört hat. Darum ist ihnen noch zu Lebzeiten vergeben worden, siehe auch Davids Sünde mit Bathseba (2.Sam. Kap.11). Für denjenigen aber, der nach Gott nicht sucht, wird tatsächlich jede Sünde zum Todesurteil. Denn ohne die Beziehung zu Gott, kann der Mensch weder wirklich Gutes vor Gott tun, noch Vergebung seiner Sünden haben. Das heißt, dass die Aussage „der Lohn der Sünde ist der Tod“ die endgültige Verurteilung aufgrund eines insgesamt unbußfertigen Herzens bedeutet, und nicht bereits wegen jeder Sünde. Denn Gott ist barmherzig und vergebend, und das nicht erst seit Jesu Christi – als würde Er durch das Opfer seines Sohnes besänftigt worden sein – wie es die genannten Theologen durchaus meinen. Nein! Das Wesen Gottes ändert sich nicht, wie geschrieben steht: "Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit" (Heb.13,8)
So ist Gott sowohl barmherzig und vergebend als auch strafend im AT:
"... Herr, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue!" (2.Mo.34,6)
Aber auch: „...Er ist ein heiliger Gott, ein eifriger Gott, der eurer Übertretungen und Sünden nicht schonen wird“ (Josua 24,19)
Und derselbe ist Er auch im NT:
„Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen“ (Titus 2,11)
Aber auch: „Denn unser Gott ist ein verzehrend Feuer" (Heb.12,29). Worüber z.B. auch in Heb.10,28-30 gesprochen wird.
Der Unterschied vom AT zu NT besteht also nicht darin, dass Gott dem Menschen gegenüber „plötzlich gnädig“ geworden sei. Sondern er besteht darin, dass Gott den Menschen im AT noch einer Zuchtmaßnahme, sprich dem Gesetz Mose (Gal. 3,24-25), zwecks der Vorbereitung auf das Kommen Jesu Christi unterworfen hat. Demzufolge ist die Vergebung Gottes durch das Gesetz Mose noch eingeschränkt gewesen. Und zwar in dem Sinne eingeschränkt, dass die Sünde sogleich – sprich noch auf Erden – eine Vergeltung hat nach sich ziehen müssen. Denn in dieser Zeit ist der Mensch, wie gesagt, vorerst einer groben Züchtigung, die sich eher gegen große Sünden richtet, unterzogen worden, weil die Menschheit (genauer das Volk Israel) dieser Zeit mit einem Kleinkind vergleichbar ist. Eben einem "Kleinkind", das erst allgemeines Benehmen lernen muss, und Vollkommenes – zukünftige Botschaft des NT – noch nicht versteht. Seine Strafe, z.B. Hinrichtungen der Hurer, Götzendiener usw., oder Belohnung, z.B. irdischer Segen der Gehorsamen, hat daher gleich erfolgen müssen, damit es nicht "verzogen heranwächst".
Darum hat Gott diesen „frühen“ Menschen für diese Zeit auch den Bevormundern, sprich Engeln, unterstellt (Gal.4,1-4), weil er für die völlige Vereinigung mit Gott noch nicht "reif" gewesen ist. Aus diesem Grund hat auch der Teufel als ein Engel, die Macht besessen, den Menschen vor Gott anzuklagen. So ist den Kindern Gottes aus der vorchristlichen Zeit, sprich den Heiligen des AT, der Zutritt in den Himmel noch verwehrt geblieben. Denn seine Anklage hat es aufgrund des Anspruches Gottes auf die Vollkommenheit des Himmelreiches verhindert. Sie haben also trotz der bereits erlangten Vergebung Gottes erst durch das Erlösungswerk Jesu vollkommen erlöst werden und in den Himmel kommen können. Bis dahin sind sie "im Schoß Abrahams" gewesen. Auch in diesem Sinne ist die volle Gnade bis zum NT noch eingeschränkt gewesen.
Darüber hinaus hat der Teufel im Kampf gegen die Engel Gottes durch das Recht der Anklage nicht nur immer größere Macht über einen Menschen, sondern auch über das ganze Volk, bei dessen Ungehorsam, gewinnen können. So hat er selbst wegen des Leibes Mose mit dem Erzengel Michael (Jud.9) gestritten, weil Mose dem Herrn einmal keine Heiligung erwiesen hat (4.Mo.20,12). Um der Ausweitung dieser Macht im auserwählten Volk entgegen zu wirken, ist es einmal mehr notwendig gewesen, dass die Vergeltung sogleich geschehe, was jedoch den Raum zur Vergebung wiederum eingeschränkt hat. Darum ist der Mensch auch unter dem Fluch des Gesetzes gewesen, denn wenn er es nicht getan hat, ist er unter den Fluch geraten:
"...Verflucht sei jedermann, der nicht bleibet in alledem, das geschrieben stehet in dem Buch des Gesetzes, daß er´s tue!" (Gal.3,10)
Aus diesen Gründen hat also das barmherzige und vergebende Wesen Gottes noch nicht voll offenbart werden können. Als aber die Zeit reif gewesen und das Vollkommene gekommen ist - die Erscheinung Jesu Christi - ist uns in Ihm das Wesen Gottes in seiner Ganzheit geoffenbart worden. Die Menschheit dieser Zeit ist vergleichbar mit einem Erwachsenen, der in der Nachfolge Christi in das vollkommene Bild Gottes umgestaltet werden soll (2.Kor. 3,18). Hier wird die Strafe oder die Belohnung in der Regel ins Jenseitige verschoben - als Ergebnis des ganzen Lebens des Menschen.
Das Opfer Jesu hat also nicht die Besänftigung Gottes, sondern die Reinigung und Versöhnung zuerst des Himmlischen, sprich die Verbannung aus diesem des Teufels und seiner Engel, zum Ziel gehabt, um anschließend auch uns, sprich das Irdische, in derselben Weise zu sichten und mit Gott zu versöhnen. Das ist auch unsere Erlösung. Der Irrtum der Stellvertretungstheologen, der sich auch in ihrer Deutung des Zitats aus Röm.6,23 kundtut, besteht daher in der Leugnung der barmherzigen Eigenschaft im Wesen Gottes. Denn wenn sie behaupten, Gott müsse erst durch das Blut der Opfer besänftigt werden, um vergeben zu können, so gäbe es tatsächlich keine wirkliche Vergebung. Es gäbe dann immer nur eine Vergeltung, bzw. eine Übertragung der Vergeltung auf jemanden anders. Die Stellvertretungstheologie entstellt somit das Wesen Gottes und das Wesen der Gnade. Demnach würde Gott uns darüber hinaus auch mit der Verkündigung der Vergebung im NT getäuscht haben. So würde z.B. Lk.24,47 nicht über eine wirkliche Vergebung, sondern wiederum über eine verdeckte Vergeltung sprechen. Demzufolge würde Gott uns auch im AT nicht die Wahrheit gesagt haben, weil ja schon dort - unabhängig von dem zukünftigen Kommen Christi - seine vergebende Seite erwähnt wird:
"Wo sich aber der Gottlose bekehrt von allen seinen Sünden, die er getan hat, und hält alle meine Rechte und tut recht und wohl, so soll er leben und nicht sterben.
22. Es soll aller seiner Übertretung, so er begangen hat, nicht gedacht werden; sondern er soll leben um der Gerechtigkeit willen, die er tut.
23. Meinest du, daß ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht der Herr, HERR, und nicht vielmehr, daß er sich bekehre von seinem Wesen und lebe?" (Hesekiel 18,21-23)
Betrügt uns etwa das Wort Gottes? Nein! Somit ist hier die Rede von einer echten Vergebung! Denn nicht Gott will die Verdammnis des Menschen, sondern der Teufel. Gott bleibt nur nichts anderes übrig als den Menschen zu verdammen, wenn er nicht nach Ihm und seiner Gerechtigkeit sucht, und somit keine Vergebung haben kann.
Was ist mit der Heiligkeit Gottes? Nimmt sie nicht Schaden durch die einfache Vergebung?
So der Vorwurf der Stellvertretungstheologen. Nein! Gottes Heiligkeit wird dadurch keinesfalls eingeschränkt. Denn für den neutestamentlich Gläubigen gilt doch folgende Faustregel: Wenn er die ihm bewusst gewordene Sünde bekennt, so vergibt ihm der Herr (1.Joh.1,9). Wenn er es aber darauf ankommen lässt und mutwillig sündigt - dies also mit dem Einverständnis des Herzens tut - so führt es im Endeffekt zur Zerstörung der Beziehung mit Gott und somit auch zum Heilsverlust:
"Denn so wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir fürder kein anderes Opfer mehr für die Sünden, 27. sondern ein schreckliches Warten des Gerichts und des Feuereifers, der die Widersacher verzehren wird“ (Heb.10,26-27)
Das heißt, es gibt ein Unterschied zwischen bewusster und unbewusster Sünde. Ein bewusstes Widerstreben endet mit dem Verwerfen des Widerstrebenden. Dazu gehört auch ein in Kauf genommenes Fehlen in der Erkenntnis Gottes und seines Willens, weshalb der Wille Gottes erst gar nicht getan werden kann. Denn Gott sieht und prüft die Absichten unseres Herzens. So hat es z.B. für Ananias und sein Weib Saphira keine Gnade mehr geben können, weil sie den Heiligen Geist mutwillig angelogen haben (Apg. 5,1-10).
Es werden jedoch auch die Erretteten, wenn sie in den Himmel kommen, für alle nicht bereinigte Verfehlungen und Mängel in einer Art „Haus- oder Preisgericht“ (1.Pet.5,17; 2.Kor.5,10) gerichtet werden, so dass das Glaubenswerk des einen oder des anderen verbrennen, er aber selbst wie durch`s Feuer errettet werden wird, siehe auch 1.Kor.3,10-15. Denn es kommt nichts unreines in den Himmel (Offb.21,27). Kommt also die Heiligkeit Gottes zu kurz? Keineswegs!
Hat Gottes Heiligkeit etwa im AT Schaden genommen? Auch im AT ist Gott keine Sünde entgangen. Ja, den Menschen, die nach Gott gesucht haben, ist auch hier Vergebung widerfahren. Doch, wenn ihre Sünde gemäß dem mosaischen Gesetz hat mit dem Tod, der Sachentschädigung oder dergleichen geahndet werden müssen, ist ihnen schon auf Erden vergolten worden. Darum sprechen wir auch von der Einschränkung der Vergebung im AT. In allen anderen Fällen konnte der Mensch mit der Vergebung rechnen, musste dazu aber auch den rituellen Teil des AT befolgen (die Opfergaben). Somit ist der Mensch auch im alten Bund nur durch den Glauben an den Gott Israels sowie durch den Gehorsam gegenüber dem Gesetz errettet worden. Denn für den vom Herzen Gottesfürchtigen ist das Gesetz auch haltbar gewesen, siehe König Hiskia (2.Kön.18,3-6). Gott hat schließlich dem Israeliten nichts Unmögliches auferlegt. Dennoch ist ihnen das himmlische Allerheiligste bis Christus versperrt geblieben, so dass auch sie für gewisse Mängel und Verfehlungen, gegen die das Sinai-Gesetz auch zu großmaschig gewesen ist, in einem ähnlichen „Haus- und Preisgericht“ in der jenseitigen Welt gerichtet worden sind, bevor sie mit Christus in den Himmel eingehen durften. Auch hier ist somit die Heiligkeit Gottes nicht zu kurz gekommen!
7. Einwand: Wenn der Gottesfürchtige und Gläubige des AT das Gesetz halten und somit seine Seele erretten konnte, wozu dann die Erscheinung Jesu Christi?
Dieser Einwand entspringt der falschen Sicht, dass das Gesetz unhaltbar ist. Gemäß dieser Sicht ist Christus nicht nur ein "formaler Schuldbeseitiger", sondern auch ein Beseitiger jeglicher Forderung seitens des Gesetzes. Welchen Schluss müssten wir nun aus der grundsätzlichen Unhaltbarkeit des Gesetzes ziehen? Dass Gott die Israeliten etwa belogen hat, als Er ihnen das Halten des Gesetzes befohlen hat? Und dass Er sie anschließend auch noch bestraft hat für das, was sie gar nicht halten konnten? Doch, deshalb hat sich Gott ihnen auch offenbart in Wort und Tat, damit sie den nötigen Glauben zum Wandel in der Gesetzestreue haben könnten. Die Errettung des Menschen ist daher auch im AT aus Glauben geschehen (Heb.3,17-19; 11,17-40), durch welchen auch das Gesetz haltbar gewesen ist. Es bleibt aber die Frage: Wozu das Kommen Jesu Christi, wenn die Möglichkeit der Errettung schon im AT bestanden hat? Es steht doch geschrieben:
"Ich verwerfe die Gnade Gottes nicht; denn wenn durch das Gesetz Gerechtigkeit (kommt), so ist Christus vergeblich gestorben" (Gal. 2,21)
Ein bereits angeführter Grund dafür ist, dass die Zeit des mosaischen Gesetzes nur einer groben Vorreinigung der Sünden gedient hat. Christus aber hat das volle Wesen Gottes, und somit auch die vollkommene geistliche Natur des Gesetzes Gottes, geoffenbart. So hat er das Gesetz vertieft, und es von Satzungen, die nur für den Leib, bzw. nur dem ethnischen Volk Israel gegolten haben (z.B. Beschneidung, Speisegebote, das Fortbestehen der aaronischen Priesterschaft, der Gottesdienst im irdischen Heiligtum usw), losgelöst:
"Denn wo das Priestertum verändert wird (Christus anstelle der aaronischen Priesterschaft), da muß auch das Gesetz verändert werden" (Heb.7,12)
"Ihr habt gehört, daß da gesagt ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn. 39. Ich aber sage euch: Ihr sollt dem Bösen nicht widerstehen ..." (Mt.5,38-39)
Aus diesem Grund ist also das Kommen Christi unverzichtbar gewesen, denn nach dem Ratschluss Gottes hat ja das Zeitalter des mosaischen Gesetzes mit der vollkommenen Offenbarung, bzw Erscheinung Seiner Selbst enden müssen! Dennoch könnte man immer noch sagen: Wozu das Kommen Jesu Christi, wenn der Glaubensgehorsam bereits im AT gerettet hat? Betrachten wir noch einen weiteren Hauptgrund für die Notwendigkeit seines Kommens:
Wenn wir, wie weiter oben gesehen, festgehalten haben, dass der Gläubige und Gottliebende im AT in der Lage war das Gesetz zu halten, so kann dies keineswegs über das ganze israelische Volk behauptet werden. Denn wie das menschliche Wesen aller anderen Völker, so ist auch das Wesen des Volkes Israels von der Sünde durchseucht:
"... Denn wir haben droben bewiesen, daß beide, Juden und Griechen, alle unter der Sünde sind" (Röm. 3,9)
Aufgrund dieser Tatsache ist jede menschliche Machtstruktur umso mehr auf der Sünde gebaut. Denn wer auf Erden Macht gewinnt, der kommt nie ohne Lüge, Kompromisse mit dem Bösen, Heuchelei, Gewalt usw. aus. Dazu hätte der Mensch frei von Neid, Stolz, Hass, Menschenfurcht usw. sein müssen. Doch der Teufel ist ja nicht umsonst der Fürst dieser Welt. Um dieser Gesetzlosigkeit im auserwählten Volk entgegenzuwirken, hat Gott Israel das Gesetz gegeben (Gal.3,19). Nun wissen wir aber aus der biblischen Geschichte, dass die Gottesfürchtigen immer eine Minderheit unter den Menschen darstellen und in deren Machtgefüge Außenseiter sind - siehe z.B. die Propheten. Das Gesetz hat aber ganz Israel gegolten. Doch wer, außer den Gottesfürchtigen, hat es letztendlich gehalten? Die das Gesetz Vollstreckenden sind jedoch auf die Unterstützung und Achtung des ganzen Volkes angewiesen gewesen. Wie konnten sie sonst ihre Macht ausüben? Damit also das Gesetz göttliche Rechtsprechung bewirkte, hätte die absolute Mehrheit des israelischen Volkes stets gottesfürchtig und gläubig sein müssen. Genau das ist aber nicht der Fall gewesen. Denn im menschlichen Machtgebilde bleiben, wie gesagt, die wahrhaft Gläubigen in der Regel unten. Diese Lage der Kinder Gottes besteht ja nicht erst seit der Gnadenzeit, sondern schon seit dem Sündenfall, siehe z.B. Henoch, Noah und viele andere. An dieser Lage hat auch das dem Volk Israel gegebene Gesetz nichts grundlegend ändern können. Aus diesen Gründen ist das Gesetz nach dem Gutdünken der Obrigkeit und der breiten Masse verbogen und missbraucht worden, so dass die Treuen und Gehorsamen durch dieses Gesetz sogar Verfolgung erlitten haben, z.B. Steinigung der Propheten (Mt. 23,31). Andere sind durch das schlechte Vorbild, sowie die Furcht vor den Machthabenden zum Ungehorsam verleitet worden. Darum hat also das Zeitalter des Gesetzes nichts zur Vollkommenheit bringen können, wie geschrieben steht:
"Denn damit wird das vorige Gebot aufgehoben, darum daß es zu schwach und nicht nütze war, denn das Gesetz konnte nichts vollkommen machen, und wird eingeführet eine bessere Hoffnung, durch welche wir zu Gott nahen" (Hebr. 7,18-19)
Denn in der mit Sünde belasteten menschlichen Gesellschaft lässt sich auch keine göttliche Rechtsprechung aufrecht erhalten. Dazu muss, wie gesagt, die überwiegende Mehrheit der Menschen wahrhaft gottesfürchtig sein. Da es sich auch im Volk Israel nicht anders verhält, hat der Gehorsame nicht das ihm vom Gesetz zugesprochene Recht, sowie der Ungehorsame nicht die ihm zu verhängende Vergeltung für seinen Ungehorsam erhalten. Das ist auch der weitreichende Fluch des Gesetzes. Demzufolge steht das Gesetz - nicht das Gesetz grundsätzlich, sondern das Gesetz als staatliches Gesetz zur Regulierung des Gemeindewesens, was auch das Gesetz Mose letzendlich gewesen ist - dem Prinzip der Gnade und Erwählung Gottes entgegen. Denn die Wahrheit Gottes und ihre Verfechter sind im Endeffekt mit allem äußeren Schein einer Rechtsprechung durch dasselbe unterdrückt worden. Das wiederum führt umso schneller zur Verbitterung und Rebellion der ganzen Gesellschaft Gott gegenüber.
Die Erscheinung Jesu Christi hat einen Ausweg aus dieser von Gott vorhergesehenen Sackgasse gebracht. Denn als die das Gesetz missbrauchende Mehrheit der Gesellschaft den Sohn Gottes gekreuzigt hat, ist klar ans Licht getreten, dass sie gottlos und somit unfähig ist, das Gesetz recht zu gebrauchen. Darum hat Gott - jetzt auch mit voller Berechtigung - die Macht der Vollstreckung des Gesetzes aus den Händen der Hohepriester, der Machthabenden dieser Zeit, genommen und sie dem Sohne Gottes übergeben, wodurch wir von der Willkür des sündigen Menschen erlöst worden sind. Das Kommen Jesu hat uns daher von uns selbst, von unserer eigenen sündigen Macht, erlöst, denn der Gläubige ist hierdurch vom "nationalen" Gesetz des Volkes Israel und seiner richterlichen Vollmacht befreit worden:
"Christus aber hat uns erlöset von dem Fluch des Gesetzes, da er ward ein Fluch für uns (denn es stehet geschrieben: Verflucht sei jedermann, der am Holz hänget!)" (Gal.3,13)
Dieser Fluch ist daher nicht über Christus ausgesprochen worden, wie von der Stellvertretungstheologie behauptet. Und zwar so, als sei Christus an unserer Stelle von Gott "verflucht worden", damit wir nicht mehr verflucht sind. Welch ein gotteslästerlicher Gedanke! Nein, Christus ist nicht verflucht worden, sondern Er ist ein Fluch für uns - ein Fluch für unsere Sünde - geworden. Das Kreuz hat bewiesen, dass die Menschheit selbst mit dem Gesetz Gottes in der Hand Sünde tut, und darum verflucht ist. Aus diesem Grunde hat uns auch der Kreuzestod Christi von dem Fluch des Gesetzes erlöst, indem das Richten und Verurteilen des einen Menschen durch den anderen nach dem Gesetz (Steinigungen, Strafen, Wiedergutmachungen, sowie überhaupt richterliche Gewalt des einen über den anderen) aufgehoben worden ist. So haben Christen auch keine Pflicht bzw. Aufgabe mehr den Sünder nach dem Gesetz zu verurteilen, sowie zum Einhalten dessen zu zwingen! Dieser soll vielmehr durch die Gnade Gott erkennen und so zu seiner Heiligung gelangen.
Auf die Frage "Wozu die Erscheinung Jesu Christi, wenn der Glaubensgehorsam bereits im AT gerettet hat?", haben wir somit eine klare Antwort: Sein Kommen erlöst uns von der Willkür der sündigen Menschheit, die als Ganzes, als eine Mehrheit, in der Gerechtigkeit stets versagt. Weshalb nun nicht mehr die Gesellschaft, sondern ganz allein Gott den Menschen durch Jesus Christus rechtfertigt.
Das bedeutet jedoch keineswegs, dass Christus uns von dem Gesetz Gottes (Gesetz der geistlichen Natur) erlöst hat. Dieses Gesetz hat nach wie vor Kraft im NT und kann im Glauben an Jesus Christus gehalten werden. Denn hiernach wird Christus den Gläubigen beurteilen:
"Ihr sollt nicht wähnen, daß ich kommen bin das Gesetz oder die Propheten aufzulösen... 18. Denn ich sage euch: Wahrlich, bis daß Himmel und Erde vergehe, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tütel vom Gesetz, bis daß es alles geschehe. 19. Wer nun eins von diesen kleinsten Geboten auflöset und lehret die Leute also, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehret, der wird groß heißen im Himmelreich" (Mt. 5,17-19)
Schlusswort
Auf diese Weise ist das Erscheinen Jesu Christi für die Versöhnung des Menschen mit Gott unerlässlich, weil
- in Ihm uns das Wesen Gottes in seiner Gerechtigkeit vollkommen geoffenbart worden ist
- durch Ihn das sündhafte Wesen des Menschen vollkommen offenbar geworden ist
- wir durch Ihn die Sühne für unsere Sünde haben, indem der Erzvater der Sünde und Verkläger vom Himmel hinabgeworfen worden ist.
- wir in Ihm die Erlösung - Freiheit im Geiste - von der Willkür der Macht der sündigen Menschheit haben.
- wir in ihm das Zeugnis der Auferstehung und des ewigen Lebens als Grundlage unserer Hoffnung haben.